Tempel von Apollon und Athene.
Das antike Side
Walter Kuhl
Tempel von Apollon und Athene.
Tempel von Apollon und Athene.
Hafenbasilika.
Kirche in der Hafenbasilika.
Ruine der Nekropole mit Wasserturm.
Ruine in der Nekropole.
Fußbodenmosaik.
Fußbodenmosaik.
Das Theater von Side.
Das Theater von Side.

Das antike Side

Rundgang, Teil 6

Side in Pamphylien war in der Antike eine zeitweise reiche, lebendige und pulsierende Stadt. Die wieder ausgegrabenen Ruinen vermitteln ansatzweise den Glanz der Vergangenheit. Die hiermit einhergehenden Ausbeutungs­strukturen, die Armut und das damit verbundene Elend müssen wir uns hinzudenken. – Die Aufnahmen entstanden im September 2006.

Im fünften Teil des Rundgangs gelangten wir zum Tempel von Apollon und Athene.

Kaiserkult, Stadtmauer, Bischofspalast und viele Säulen

Im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung begann die herrschende Elite damit, die Stadt nach ihren Vorstellungen zu verschönern. Rund einhundert Meer östlich der schon vorhandenen Agora ließen sie bezahlte und unbezahlte Arbeiter eine zweite Agora errichten, die Staasagora. An diese war ein Gebäude für den Kaiserkult angelehnt. Diese Staatsagora mit einer Grundfläche von über 6.000 Quadratmetern diente jedoch nicht wie die andere dem Markt­geschehen, sondern war ein eher kontemplativer Ort der städtischen Eliten, wozu zuweilen auch die eine oder andere Hinrichtung gehören konnte. Die hieran angeschlossene Bibliothek stand sicherlich im Prinzip allen Lesekundigen offen, in der Praxis dürften jedoch nur die wenigsten Sideten (und sicher nicht die Sidetinnen) die Zeit gefunden haben, sich mit den Manuskript­rollen zu beschäftigen.

Die Staatsagora befand sich am Schnittpunkt dreier Straßen. Beide Agorai waren durch eine rund zehn Meter breite Straße miteinander verbunden, die einseitig mit einer Säulenreihe versehen war. Hier machte die nunmehr nur noch etwa sieben Meter breite Straße einen Knick genau nach Osten in ein Wohn- und Handwerker­viertel, an deren Ende das östliche Stadttor stand. Eine etwas schmalere Straße verlief etwa von diesem Knickpunkt in nordöstlicher Richtung unterhalb des späteren byzantinischen Hospitals und endete an der Säulenstraße, die vom Stadttor aus nach Süden zu einem unbekannten Ziel in den heutigen Dünen führte.

Im Osten des selbst­verständlich säulen­umgrenzten Hofes befanden sich drei Säle. In den Ecken und Nischen der drei Räume standen Statuen; Marmor war der wohl beliebteste Baustoff. Der mittlere Saal dürfte dem Kaiserkult vorbehalten gewesen sein, die beiden äußeren Räume dienten wahr­scheinlich als Bibliothek oder als Archiv. Der Ausgräber Arif Müfid Mansel war sich jedoch anfangs der 1960er Jahre über diese Zuordnung nicht ganz sicher; ob es dazu neuere Erkenntnisse gibt, kann ich nicht sagen. Erschwert wird diese Zuordnung dadurch, daß der nördlich gelegene Saal unter dem Sand gelassen und zudem womöglich in byzantinischer Zeit umgebaut wurde. Ebenfalls aus späterer Zeit stammt das Steinpaket in der Mitte des Hofes.

Staatsagora.

Bild 181: Der Gebäudekomplex an der Staatsagora im verschwindenden Abendlicht.

Kaiserkultsaal.

Bild 182: Die rechte Ecke des Kaiserkultsaals. Die hier aufgestellten Marmorstatuen sind, soweit erhalten, im Museum von Side ausgestellt.

Kaiserkultsaal.

Bild 183: Der linke Flügel des Kaiserkultsaals.

Dekor.

Bild 184: Ein dekoratives Detail aus der linken Ecke des Kaiserkultsaals.

Seitenflügel.

Bild 185: Ein Seitenflügel des Gesamtnaus. Hier waren wohl die Bibliothek ider das Archiv untergebracht.

Blick nach Westen.

Bild 186: Ein Blick nach Westen. Links eine Bastion der späteren inneren Stadtmauer, dahinter das Theater, und noch weiter im Hintergrund ist das Bogentor auszumachen. Vor dem Bogentor lag die ursprüngliche Agora. Wir müßten demnach auf die Verbindungs­straße der beiden Agorai schauen.

Steinfragmente.

Bild 187: Wie überall in Side liegen auch hier jede Menge Steinfragmente unsortiert herum. Manche sind fast vollständig vom Sand verschüttet, manche liegen noch oder wieder verborgen nur dicht unter den aufgewehten Dünen. Es folgt eine Auswahl.

Steinfragmente.

Bild 188: Es vermittelt eher den Eindruck, als handele sich bloß um antikes Gerümpel. Kein Geld vorhanden für eine sorgfältige Konservierung? Nun, für aus deutscher Produktion gelieferte und in Kurdistan und Nordsyrien eingesetzte Mordwerkzeuge hat die Türkei immer Geld.

Steinfragmente.

Bild 189: Diese Steinbrocken gehören nicht auf den Boden, sondern als Verbindungs­element auf die Säulen.

Steinfragmente.

Bild 190: Teil einer Kasettendecke? Oder Wandschmuck?

Steinfragmente.

Bild 191: Zwei weitere Fragmente.

Steinfragmente.

Bild 192: Mit unterschiedlichen Dekors.

Steinfragmente.

Bild 193: Säulenelement mit Fixierloch.

Die innere Stadtmauer

Bei der Erbauung der neuen Agora war der Ausblick zum Hafen hin allenfalls durch Häuser und öffentliche Gebäude verwehrt.

Zwei Jahrhunderte später, vermutlich im 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, wurde das Stadtareal verkleinert und der südliche Teil der antiken Stadt mit einer neuen Stadtmauer gesichert. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts bedrohten Ostgoten im Westen und das Perserreich der Sassaniden im Osten die Grenzen des östlichen Teils des Römerreiches. Insofern waren neue Stadtbefestigungen geradezu folgerichtig. Vermutlich wird dennoch ein Teil der Stadt­bevölkerung weiterhin außerhalb der neuen Mauern gelebt und sich nur im Falle einer Gefahr dahinter verschanzt haben.

Das Baumaterial für die neue Stadt­befestigung lieferten die nicht mehr benötigten alten Mauern, Bruchsteine alter Gebäudemauern oder andere Überreste der repräsentativ herausgeputzten Stadt des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Eine Inschrift auf einem Mauerteil in der Nähe des Bogentores verweist auf einen Philippus Attius als möglichen Bauherren. Das Bogentor wurde verkleinert und zum Stadttor umgebaut. Die neue Stadtmauer verlief nicht wie die alte möglichst geradlinig, sondern umkurvte für die Wasser­versorgung benötigte Zisternen und schmiegte sich an das Bühnen­gebäude des Theaters an. Ein Turm an der westlichen Meeresseite sowie zwei Türme inmitten der neu gezogenen Mauer sorgten für zusätzliche Sicherheit.

Innere Stadtmauer.

Bild 194: Die Stadtmauer begann am Meer, aber nicht so unvermittelt wie hier zu sehen, sondern setzte sich nach innen der Küste entlang fort. Der Vorplatz der Staatsagora wurde sorgfältig umgangen.

Innere Stadtmauer.

Bild 195: Die Mauer an der Staatsagora, mit einem der Wehrtürme. Der Steinblock im Vordergrund übrigens soll nicht zur antiken Agora gehört haben, sondern Teil einer späteren Überbauung sein.

Turm.

Bild 196: Der Turm der inneren Stadtmauer. Von hier aus läßt sich erkennen, daß im Fortgang der Mauer die Rückwand der Skene des Theaters inkorporiert und wohl auch verstärkt wurde.

Innere Stadtmauer.

Bild 197: Den weiteren Verlauf der neuen Stadtmauer kann frau und man auch aus dem Museumsgelände heraus verfolgen.

Innere Stadtmauer.

Bild 198: Oder auch außerhalb auf dem Pfad vom Theater zur Strandpromenade. Das Bogentor wurde zum Teil dieser Besfestigung umgebaut.

Das byzantinische Hospital

Im 5. und 6. Jahrhundert begann Side wieder zu wachsen und nutzte das zuvor wahr­scheinlich weitgehend brachliegende Areal zwischen der äußeren und der inneren Stadtmauer für neue stadt­planerische Akzenten.

An der Kreuzung zweier Straßen im Osten der alten Agora steht ein auch heute noch teilweise als zweistöckig erhaltenes Gebäde mit fünf getrennten Bereichen. Die Archäologin Melek Yıldızturan geht davon aus, daß es sich bei diesem Gebäude eher nicht um ein Gästehaus, sondern wohl eher um ein Krankenhaus gehandelt hat. Möglicher­weise ist es das Krankenhaus, welches Kaiser Justinian im 6. Jahrhundert erbauen ließ und das dem Arzt und Heiligen Kosmas gewidmet war.

Seitenweg.

Bild 199: Es gibt mehrere Möglichkeiten, dorthin zu gelangen. Manche Seitenwege sind eher zugewuchert …

Seitenstraße.

Bild 200: … bei manch anderen müssen die Mauern mit Holzpfosten am Umkippen gehindert werden …

Steiler Weg.

Bild 201: … oder aber es geht einen Hügel hinauf …

Hospital.

Bild 202: … doch am Ende sind wir dort angelangt; hier an der Südseite.

Hospital.

Bild 203: Die Ost- und die Nordseite des Gebäudes.

Hospital.

Bild 204: An der Westseite können wir einen weiteren Blick ins Innere werfen.

Bischofspalast und Basilika

Im 5. und 6. Jahrhundert erlebte Side seine letzte Blüte. Side wurde Bischofsstadt, dabei immer in Konkurrenz zu Perge. Der in diesem Zeitraum in mehreren Bauphasen errichtete Bischofssitz umfaßte auf einem Gelände von etwa 9.700 Quadratmetern einen Palast, eine Basilika, eine Privatkapelle für den Bischof, zwei Zisternen für die Wasser­versorgung und ausgedehnte Gartenanlagen. Das Ensemble liegt an der östlichen Seite der nach Süden verlaufenden Säulenstraße.

Bischofspalast.

Bild 205: Eine Ruine des Bischofspalastes.

Bischofspalast.

Bild 206: Einige Intarsien.

Kapitell.

Bild 207: Ein möglicherweise wieder­verwertetes Säulenkapitell eines Vorgängerbaus.

Bischofspalast.

Bild 208: Ruinen der bischöflichen Anlage auf der Westseite.

Bischofspalast.

Bild 209: Ruinen der bischöflichen Anlage auf der Westseite. Von hier aus kann frau und man weiter durch das Gelände streunern und wird immer fündig.

Ruinen im Osten Sides

In einem Dreieck, das gebildet wird aus der Straße unterhalb des Byzantinischen Hospitals, dem Bischofspalast und dem Meeresstrand an der südöstlichen Flanke der Stadt, erstreckt sich ein weitgehend sich selbst überlassenes Ruinenfeld. Weitere Ruinen dürften noch unter den Dünen am Meer vergraben sein. Diese Ruinen gruppieren sich weitgehend um die antike Straße, die vom östlichen Stadttor zur Staatsagora geführt hat. Einzelne der nachfolgend abgebildeten Ruinen mögen noch zu dem Komplex des Bischofspalastes gehören.

Side besaß vier namentlich bekannte Stadtbezirke: die Viertel der Tetrapoliten und der Bomeitai südlich der im 4. Jahrhundert erbauten inneren Stadtmauer, dann das Viertel des Großen Tores, sowie das uns hier interessierende Viertel der großen Fabrik. Um was für eine Einrichtung es sich dabei gehandelt haben mag, ist unklar. Selbst das byzantinische Hospital wurde hiermit in Verbindung gebracht.

Ruinenfeld.

Bild 210: Ruinen wohin frau und man schaut.

Ruinenfeld.

Bild 211: Manche bedürfen einer besonderen Absicherung.

Ruinenfeld.

Bild 212: Dies könnte noch ein Teil des Bischofskomplexes sein.

Ruinenfeld.

Bild 213: Verlief unter dem Bogen ein offenes Gewässer?

Ruinenfeld.

Bild 214: Ganz weit hinten ist die Bergekette des Taurusgebirges zu erspähen.

Ruinenfeld.

Bild 215: Wie gesagt: Ruinen wohin frau und man schaut.

Auf der Säulenstraße zum Großen Tor

Irgendwo in diesem Ruinenfeld muß die zweite Säulenstraße geendet haben, die vom Haupttor der Stadt geradewegs nach Süden führte. Heute endet sie einfach im Nichts; und genau dort werden wir den Rundgang wieder aufnehmen und das kurze Stück zum Stadttor und zum Nymphaeum zurückgehen.

Ruinenfeld.

Bild 216: Hier läßt sich mit viel Wohlwollen erahnen, daß die Straße säulen­geschmückt verlief.

Säulenstraße.

Bild 217: Die Säulenstraße.

Säulenstraße.

Bild 218: Am Straßenrand gab es Wohnhäuser, vielleicht auch Läden und Werkstätten.

Säulenstraße.

Bild 219: Eine einsame Säule, im Hintergrund die Stadtmauer.

Säulenstraße.

Bild 220: Die Säulenstraße endet vor dem Großen Tor, das seiner Größe schon vor vielen Jahrhunderten beraubt worden ist.

Der siebte Teil des Rundgangs zeigt einige Aufnahmen in der antiken Nekropole, und mehr.

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