Das antike Side
Rundgang, Teil 7
Side in Pamphylien war in der Antike eine zeitweise reiche, lebendige und pulsierende Stadt. Die wieder ausgegrabenen Ruinen vermitteln ansatzweise den Glanz der Vergangenheit. Die hiermit einhergehenden Ausbeutungsstrukturen, die Armut und das damit verbundene Elend müssen wir uns hinzudenken. – Die Aufnahmen entstanden im September 2006.
Der sechste Teil des Rundgangs brachte uns die Staatsagora näher, und zeigte die innere Stadtmauer, ein byzantinisches Hospital und viele Ruinen im Osten der Stadt mit ihrem Bischofspalast.
Die Nekropole im Norden
Nördlich der Stadtmauer wurden die Toten bestattet. Die sidetische Nekropole erstreckte sich von Meeresstrand zu Meeresstrand. Die Gräber der sidetischen Elite befanden sich nicht auf einfachen Friedhöfen, sondern entfalteten – zumindest an den Hauptstraßen – pompöse Demonstrationen der Macht und des Reichtums der Verstorbenen. Dies wurde in der Antike in vielen Städten des Mittelmeerraumes praktiziert, so auch in Side. Nur wenig ist davon erhalten. Wahrscheinlich wurden die meisten Grabbauten geplündert, als unchristlich zerstört oder als Steinbruch genutzt. Deshalb gibt es in Side auch nur verstreute Funde, wobei nicht auszuschließen ist, daß noch so manches Monument unterhalb der Erde oder des Sandes der Dünen verborgen ist.
Die ärmeren Leute wurden sicherlich in schlichten Grabstätten verscharrt, irgendwo außerhalb der Sichtweite der Toten, die wirklich wichtig waren. Die Klassentrennung reichte auch ins Jenseits.

Bild 221: Wohl beim Ausbau des Straßennetzes wurde 1999 und 2000 ein Monument noch unklarer Bestimmung vor der Zerstörung gerettet und wiederaufgebaut. Es soll aus der letzten sidetischen Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert stammen.

Bild 222: Der Bau befindet sich auf dem Mittelstreifen der Straße, die vom modernen Side ins am Ende der Halbinsel gelegene Selimiye führt. Viielleicht verlief schon in der Antike hier oder in der näheren Umgebung der Weg zum Großen Stadttor.

Bild 223: Zum Schutz der noch im Boden liegenden Struktur wurden Sichtfenster aus Glas eingebaut. Wie nicht anders zu erwarten war, haben entweder einheimische oder touristische Rabauken mit einem Pflasterstein zugeschlagen.

Bild 224: Das eröffnet zwar Ansichten, die sonst unter verregnetem Sand verborgen geblieben wären …

Bild 225: … aber dies war gewiß nicht das Motiv der Übeltäter.

Bild 226: Das Corpus Delicti.

Bild 227: Daneben steht ein Sarkophag.

Bild 228: Wenige Meter vom Monument entfernt liegt dieser Deckel zu einem wohl anderen Sarkophag.
Entlang des Boulevard
Das moderne Side mit seinen Hotelanlagen und der zugehörigen Schlafstadt für die dort Beschäftigten steht wohl zu einem gewissen Teil auf dieser Nekropole. Einzelne Ruinen entlang des strandnahen Boulevards legen zumindest diesen Schluß nahe.
Das Monument steht in der Nähe eines Verkehrskreisels, der vom Boulevard durchschnitten wird. Dort geht es nach links (NW) in Richtung Kumköy, nach rechts (SO) in Richtung Titreyengöl und geradeaus (NO) nach Manavgat.

Bild 229: Vom Kreisel aus etwa zweihundert Meter in Richtung Kumköy befindet sich auf der linken Seite diese Ruine.

Bild 230: Dieselbe Ruine aus einem anderen Blickwinkel.

Bild 231: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite muß sich diese Steinansammlung erhalten haben.

Bild 232: An der südöstlichen Ecke des Kreisels, also zwischen den Straßen von Selimiye und nach Titreyengöl, steht diese Ruine.

Bild 233: Dieselbe Ruine aus einer anderen Perspektive.

Bild 234: Der Wasserturm an der Straße nach Manavgat. Steht er heute noch dort?

Bild 235: Direkt am Kreisel zwischen den Straßen nach Manavgat und Titreyengöl steht dieses skurrile Exemplar.

Bild 236: Dasselbe Exemplar aus einer anderen Blickrichtung.

Bild 237: Jetzt wissen wir auch, wo der Wasserturm steht.

Bild 238: Einige Meter weiter müßten rechts am Wegesrand diese Mauern gestanden haben.

Bild 239: Etwas versteckt, noch im selben Eck des Kreisels, sind weitere Ruinenstücke zu finden.

Bild 240: Hier wird gebaut, und zwar ganz gewiß nicht nach antikem Vorbild.
Ruinen im Park
Oberhalb des Nymphaeums wurde auf dem Dünensand ein recht trostlos wirkender Busbahnhof hingesetzt. Während dieser ein unwirtlicher großer asphaltierter Platz ist, wurde gleich nebenan ein freundlicher Park angelegt, dessen einziger Nachteil ist, daß ihn keine und niemand beachtet. Dabei finden sich hier einige kleinere Ruinenreste, die jedoch nur sehr begrenzt eine Ahnung davon vermitteln können, wie großflächig und großartig die Nekropole einer antiken Metropole ausgesehen haben mag.

Bild 241: Irgendwie müssen die gelangweilten, aber bildungsbeflissenen Touristinnen und Touristen von ihren auswärtigen Hotelanlagen zum antiken Side gebracht werden.

Bild 242: Dies ist der Park, im Hintergrund der Wasserturm, und weiter weg die Berge.

Bild 243: Ruine mit viel Grün.

Bild 244: Ruine am Wegesrand.

Bild 245: Ruine mit Minipalme.

Bild 246: Ruine an der Zufahrt zum Otogar.

Bild 247: Ruinenidyll im Gegenlicht.

Bild 248: Eine sidetypische Steinansammlung.

Bild 249: Wozu mag dieser Steinbrocken einmal gehört haben?

Bild 250: Ein Fenster zur Innen- und Außenwelt.

Bild 251: Diese schiefe Säule wurde an der alten Einfahrt zum Busbahnhof aufgestellt. Es sind ja genügend da …

Bild 252: Die Sonne verabschiedet sich von Side, aber es gibt noch Schnappschüsse von außerhalb.
Aspendos
Aspendos war während der griechischen und römischen Siedlungsgeschichte Pamphyliens die neben Side und Perge bedeutendste Stadt. Im Laufe der Zeit konnte die Stadt im Konkurrenzkampf mit den beiden anderen Städten nicht mehr mithalten und versank zwar nicht in der Bedeutungslosigkeit, spielte jedoch auch keine wichtige Rolle mehr. In den besseren Zeiten der Stadt wurde das auch heute noch sehr gut erhaltene Theater erbaut sowie (im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung) der lange Aquädukt, der die Stadt mit Wasser versorgte.

Bild 253: Ein Blickfang: Der Aquädukt von Aspendos.

Bild 254: Soeben wurde hier eine Reisegruppe ausgesetzt.

Bild 255: Der Aquädukt in freier Landschaft.

Bild 256: Entfernter Blick auf das Theater von Aspendos.
Brücke über den Eurymedon
Teile des Aquädukts wurden beim Bau der römischen Brücke über den Eurymedon wiederverwendet. Der Fluß windet sich an Aspendos vorbei und verband die Stadt mit dem Mittelmeer. Die ursprüngliche Brücke muß hoch genug gewesen sein, um den Schiffen, die vom Mittelmeer kamen, die Durchfahrt zu ermöglichen. Nun stellt sich die Frage, wie die Steine des Aquädukts in die Brückenkonstruktion gelangt sind. Möglicherweise im Jahr 363 zerstörte ein Erdbeben den Aquädukt, der nicht wieder aufgebaut wurde, und die Fernstraßenbrücke von Antalya nach Alanya über den Eurymedon. Zum Wiederaufbau nutzte man die nun nutzlosen Steine des Aquädukts. Jahrhunderte später, die Brücke war vielleicht wieder einmal zerstört worden, bauten die Seldschuken anfangs des 13. Jahrhunderts die Brücke in einem kleineren Umfang wieder auf. Dies ist daran zu erkennen, daß die Brücke inmitten ihres Verlaufs einen Knick macht, der sich gut anhand der erhaltenen römerzeitlichen Fundamente erklären läßt. Wenn türkische Reiseführer erzählen, dies habe verteidigungstechnische Gründe oder erhöhe die Standfestigkeit der Brücke bei Erdbeben, dann ist dies eine nette Legende ohne jeden Wahrheitsgehalt, sozusagen das ländliche Gegenstück zu einer urban legend.

Bild 257: Die Brücke über den Fluß.

Bild 258: Der Köprüçay, der antike Eurymedon.
Ein kurzer Blick auf Perge
Perge war jahrhundertelang die größte Konkurrentin von Side in Pamphylien. Wie Side besitzt wahrscheinlich auch Perge eine anatolische Siedlungstradition. In einem hethitischen Staatsvertrag Ende des 13. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung wird an der Grenze zu Lykien (Lukka) ein Ort namens Parḫa (Parcha) erwähnt. Das Stadion soll mit einer Länge von 234 Metern das größte Kleinasiens gewesen sein und rund 12.000 Besucherinnen und Besuchern Platz geboten haben. In den Gewölben unterhalb der Sitzreihen befanden sich Läden.

Bild 259: Das Stadion von Perge.

Bild 260: Ein Fundstück mitten im Stadion.
Der Rundgang ist beendet.
Hartmut Brandt und Frank Kolb haben ein Buch über die Region mit dem Titel „Lycia et Pamphylia“ geschrieben; hierzu meine Besprechung.
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