Das antike Side
Rundgang, Teil 4
Side in Pamphylien war in der Antike eine zeitweise reiche, lebendige und pulsierende Stadt. Die wieder ausgegrabenen Ruinen vermitteln ansatzweise den Glanz der Vergangenheit. Die hiermit einhergehenden Ausbeutungsstrukturen, die Armut und das damit verbundene Elend müssen wir uns hinzudenken. – Die Aufnahmen entstanden im September 2006.
Im dritten Teil des Rundgangs besuchten wir das Museum von Side.
Das Theater von Side
Eine griechische Polis, die etwas auf sich hielt, verfügte selbstverständlich über ein eigenes Theater. Üblicherweise wurde es an einen Hügel angelehnt, mit dem Vorteil, daß auch die oberen Sitzränge auf dem nackten Fels gründeten. Im Falle Sides gab es diesen natürlichen Standortvorteil nicht. Hier mußte ein solider Untergrund erbaut werden. Möglicherweise mußte für die Steinversorgung die in römischer Zeit nicht mehr benötigte westliche Stadtmauer herhalten. Schätzungen zufolge sollen bis zu 20.000 Menschen in dieses nicht gerade kleine Theater gepaßt haben, was angesichts der gerade einmal doppelt so großen Stadtbevölkerung enorm ist. (So etwas kann auch heute vorkommen. Die Stadt Green Bay in Wisconsin hat etwas mehr als 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner und besitzt ein seit vielen Jahren regelmäßig ausverkauftes Footballstadion mit etwas über 80.000 Sitzen.) Der Ausgräber Arif Müfid Mansel datiert das Theater aufgrund seiner architektonischen Eigenheiten in das 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Vermutlich stand hier zuvor ein griechischer bzw. hellenistischer Vorgängerbau. In den Jahrhunderten danach wurde es an einzelnen Stellen umgebaut und den vorherrschenden Bedürfnissen einer sich christianisierenden Gesellschaft angepaßt. Ein Erdbeben ließ das Theater der später verödeten Stadt an einzelnen Stellen einstürzen.

Bild 108: Mit Blick über die abgesperrte Agota können wir das Innere des Theaters betrachten. Diese Möglichkeit hatten die antiken Sideterinnen und Sideter nicht. Die Skené diente nicht nur theatralischen Vorführungen, sondern schirmte das Theater vom Lärm und den neugierigen Blicken der Außenwelt ab.

Bild 109: Vom Meer aus bot das Theater einen durchaus imposanten Anblick. Daß man mit Digitalzoom einer Pocketkamera keine wirklich ansprechenden Aufnahmen machen kann, wird hier deutlich.

Bild 110: Von der Agora oder dem Museum aus führt der Weg ins Theater durch das in der Abendsonne schimmernde Bogentor. Dieses muß bei der Errichtung der inneren Stadtmauer zugemauert worden sein; stattdessen schlüpft frau und man (bis heute) rechts daneben durch einen kleinen Durchlaß.

Bild 111: Der Eingang zum Theater jedenfalls ist ein wenig einladendes dunkles Loch.
Im Innern des Theaters
Wir betreten das Theater. In der Antike gab es fünf Eingänge sowie in der unteren Galerie insgesamt 14 Läden oder Depots.

Bild 112: Seitengang unterhalb der Sitzreihen. Zum Theaterrund geht es links hinaus.

Bild 113: Dies ist der erste Eindruck, der sich beim Hinausschreiten bietet.

Bild 114: Wir sehen, daß einige Bereiche abgestützt werden müssen und der obere Rang ziemlich gebröckelt ist.

Bild 115: Diese Ansicht auf ihre Stadt war den damaligen Besucherinnen und Besuchern der Theatervorführungen verwehrt. Wir können die Ruinen zwischen Agora und Nymphaeum erahnen, und selbst das Taurusgebirge ist hinter einem leichten Dunstschleier verborgen.

Bild 116: Der Ort des Geschehens: die Orchestra und die Bühne.

Bild 117: Ein bißchen gespielter Schrecken war auch dabei. In mancherlei Tragödien traten innere und äußere Dämonen auf.

Bild 118: Steinerne Überreste theatralischer Vergangenheit.

Bild 119: Selbst im vergrößerten Aisschnitt ist das Motiv nur schlecht erkennbar. Wir müssen uns das aber grellbunt vorstellen. Griechen und Römer hatten andere visuelle Vorstellungen als die staubtrockenen Altphilologen und Althistorker des 19. Jahrhunderts, die unsere Vorstellung von antiker Kunst geprägt haben. Vielleicht war es so ein bißchen wie die grelle Popkultur aus Japan.

Bild 120: Blick von der Orchestra in die Ränge.

Bild 121: Die Fragmente dieser beiden Säulen sind anlehnungsbedürftig.

Bild 122: Eine originelle Art, einen zerbröselten Sitzplatz zu ersetzen.

Bild 123: Die Ränge auf der östlichen Seite.

Bild 124: Auf der Hinweistafel wird vor Einsturzgefahr gewarnt; Flatterbänder oder gar eine Aufsicht fehlen.

Bild 125: Ein Arkadengang durchzieht das Halbrund.

Bild 126: Hierbei müßte es sich um einen der fünf Zugänge der Antike handeln.

Bild 127: Er führte jedoch in den Gang darunter.

Bild 128: Das müßte solch ein Zugang von außen gewesen sein.

Bild 129: Die Orchestra wird auch heute für touristisch angehauchte Festivals genutzt.
Dies und das
Wenn wir uns die Zeit nehmen, ein bißchen im Gemäuer zu stöbern, dann fallen uns einige Details auf.

Bild 130: Zum Beispiel diese rechteckigen Löcher im Gestein.

Bild 131: Hierbei könnte es sich um eine antike Spezialanfertigung handeln, um Sitze, Stühle oder Sessel zu verankern.

Bild 132: Vielleicht auch für eine Balustrade oder ein Geländer. Jedenfalls sieht das ziemlich steil aus.

Bild 133: Früher mag es da hochgegangen sein, aber das ist heute unmöglich und auch nicht ratsam.

Bild 134: Wer hat sich hier viel zu wichtig gefühlt? (Ich habe mir erlaubt, das Funstück zu drehen.)

Bild 135: Der Orchestergraben trennte das Schauspiel vom Publikum.

Bild 136: An den Aufgängen befanden sich diese neckischen steinernen Füßchen.

Bild 137: Es blieb nicht bei einem.

Bild 138: Auch im Innern gab es Treppen zu den oberen Rängen.

Bild 139: Derart antikes Gerümpel liegt natürlich allenthalben herum. Irgendeine Idee, wozu das hier gehört haben mag?

Bild 140: Plakat für das schon angesprochene Kulturfestival. Ich bin offensichtlich gerade zu spät gekommen.
Im fünften Teil des Rundgangs schlendern wir auf einer weiteren Säulenstraße zum Tempel von Apollon und Athene.
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